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Historie
Geschichte von Drackenstein, Auszüge aus der Oberamtsbeschreibung von 1842
„katholisches Pfarrdorf mit 264 Einwohnern, 4 Stunden südwestlich von Geislingen, Dekanat Eybach, Kameralamt Wiesensteig, Forstamt Kirchheim, theilt sich in Unter- und Oberdrackenstein (beim Volke Unter und Oberstein).
Die Lage des Orts ist äußerst romantisch. Von Gosbach zieht sich ein enges Seitenthal südwärts, in welchem der Frauenbach oder die Gos fließt; erst nahe am Orte, bei einer Wendung des Weges, erblickt man die einzelnen Häuser wie an den Berg hingestreut, und Kirche und Pfarrhaus auf einem mächtigen Tuffsteinfelsen, der einen Halbkreis bildet und von welchem sich eine Quelle etwa 60’ hoch herabstürzt, die bei größerem Wasser einen artigen Wasserfall bildet, und auch bei kleinerem beständig bilden würde, wenn nicht der Müller das Wasser zu seinem Nutzen verwendete, so daß jetzt bei gewöhnlichem Wasserstand nur auf Bestellung das in einem Bassin gesammelte Wasser herabgelassen wird. In dem Tuffsteinfelsen, gerade unter der Kirche, befindet sich das Todtenloch, eine Höhle, 40’ hoch und etwa 12’ breit; eine 4’ hohe Spalte führt in einen unterirdischen Gang, welcher sowohl mit dem Altar in der Kirche, als mit der ehemaligen Burg in Verbindung gestanden seyn soll. Dieser im Jahre 1753 zugemauerte Gang konnte verrammelt werden, und noch sieht man die Löcher, in welche die Querbalken geschoben wurden.
Unterstein, wo die Kirche und das Pfarrhaus ist, liegt auf einem Bergvorsprung, welcher in die Niederung des hier anfangenden Gosbachthales hereinragt und im Rücken mit dem Hauptgebirg zusammenhängt; es ist so nahe am Berge, dass man die Sonne von Mitte Dezember bis gegen Lichtmess nicht mehr selbst, sondern nur ihren Schein an dem gegenüber liegenden Berge sieht. Oberstein, auf der Höhe gelegen, ¼ Stunde von Unterstein entfernt, ist mit diesem durch eine Steige verbunden. Bei seiner hohen Lage muss sich Oberstein mit Hülbenwasser behelfen. Beide Orte zusammen zählen 67 Gebäude, nämlich Unterstein 40, Oberstein 27. Die eigene Markung von Drackenstein beträgt797 Morgen, und die gemeinschaftliche Markung von Drackenstein und Gosbach 1751 Morgen. Die Felder sind von nur mittelmäßiger Fruchtbarkeit, einige so rau, daß sie nur alle 10, manche alle 20– 25 Jahre einmal umgebrochen und mit Haber besät werden können. Die Einwohner sind deshalb größtenteils arm; doch ist Oberstein wohlhabender als Unterstein. In Unterstein sind 2 Mahlmühlen und 1 Oelmühle. Sonst sind hier, außer Bauern, Maurer, wenig Gipser, welche, wie die Gipser überhaupt, im Winter Spindeln verfertigen, Taglöhner, 2 Wirthe. Im Sommer gibt der Tuffsteinbruch in Unterstein mehreren Einwohnern Beschäftigung
Drackenstein kommt zuerst am 1. Juli 1207, und zwar unter dem Namen Steine vor, aus Veranlassung, dass Bischof Werner von Constanz die Stiftung des Kirchensatzes in Drackenstein und eines Gutes in Wittingen etc. an Kloster Ursperg, welche Anselm von Justigen und seine Mutter Mathilde gemacht hatten, bestätigte.
Im 14. Jahrhundert gehörte Drackenstein denen von Westernach, im 15. Jahrhundert kam es an die von Westerstetten, welche sich deshalb zugleich Herren zu Trackenstein schrieben. Im Jahre 1589 verkaufte Eitel Fritz von Westerstetten Gut und Schloß Trackenstein sammt beiden Weilern und dem Hof zu Hohenstadt, Mördlins Hof genannt, an den Freiherrn Kaspar Bernhard von Rechberg, der es aber noch in demselben Jahre an den Grafen Rudolf von Helfenstein (+1601) verkaufte. Das Schloß, welches auf einem kleinen Gebirgs- Vorsprung hinter dem Dörfchen Unterdrackenstein, nahe bei Oberdrackenstein stund, wurde, wegen Baufälligkeit im Jahre 1679 abgebrochen; seine Stelle ist noch an den daliegenden Steinhaufen erkennbar.
Unterstein, wo die Kirche und das Pfarrhaus ist, liegt auf einem Bergvorsprung, welcher in die Niederung des hier anfangenden Gosbachthales hereinragt und im Rücken mit dem Hauptgebirg zusammenhängt; es ist so nahe am Berge, dass man die Sonne von Mitte Dezember bis gegen Lichtmess nicht mehr selbst, sondern nur ihren Schein an dem gegenüber liegenden Berge sieht. Oberstein, auf der Höhe gelegen, ¼ Stunde von Unterstein entfernt, ist mit diesem durch eine Steige verbunden. Bei seiner hohen Lage muss sich Oberstein mit Hülbenwasser behelfen. Beide Orte zusammen zählen 67 Gebäude, nämlich Unterstein 40, Oberstein 27. Die eigene Markung von Drackenstein beträgt797 Morgen, und die gemeinschaftliche Markung von Drackenstein und Gosbach 1751 Morgen. Die Felder sind von nur mittelmäßiger Fruchtbarkeit, einige so rau, daß sie nur alle 10, manche alle 20– 25 Jahre einmal umgebrochen und mit Haber besät werden können. Die Einwohner sind deshalb größtenteils arm; doch ist Oberstein wohlhabender als Unterstein. In Unterstein sind 2 Mahlmühlen und 1 Oelmühle. Sonst sind hier, außer Bauern, Maurer, wenig Gipser, welche, wie die Gipser überhaupt, im Winter Spindeln verfertigen, Taglöhner, 2 Wirthe. Im Sommer gibt der Tuffsteinbruch in Unterstein mehreren Einwohnern Beschäftigung.
Die Kirche, zum h. Erzengel Michael, frei auf einem Tuffsteinfelsen gelegen, hell und freundlich, enthält außer ein Paar altdeutschen Gemälden auf Goldgrund mehrere Grabmähler der Ritter von Westerstetten. Ein Grabstein, welcher liegend in die Wand eingemauert ist, zeichnet sich durch hohes Alter aus; Erwähnung verdient auch das Grabmal Hans von Westerstetten, + 1584. Es stellt in erhabener Arbeit Gott den Vater vor, die Weltkugel in der Hand haltend, unter ihm den heiligen Geist, in Gestalt einer Taube, tiefer unten Christus am Kreuz u.a.m.
In ältern Zeiten war Gosbach nach Drackenstein eingepfarrt. Neben der Pfarrstelle bestund in Drackenstein eine Kaplanei, welche im Jahre 1841 aufgehoben und deren Einkommen theils der Pfarrei Drackenstein, theils der Pfarrei Baisingen (stauffenbergisches Patronat) zugewiesen wurde. Das Patronatrecht zur Pfarrstelle hat die Krone, das zur aufgehobenen Kaplanei hatten die Freiherren von Stauffenberg, auf welche solches von denen von Westerstetten, den Stiftern dieser Kaplanei überging.
Drackenstein gehörte zu den wenigen katholischen Pfarreien, wozu Altwürttemberg den Pfarrsatz hatte. In den Jahren 1787 – 90 war hier der bekannte Beda Pracher Pfarrer, Benediktiner aus Neresheim, welcher den 25. Juli 1819 als General-Vikariatsrath starb.
Auf einem Tuffsteinfelsen steht die katholische Michaelskirche, von der noch einige Teile aus dem 15. Jahrhundert stammen. Sie wurde 1753 fast von Grund auf neu gebaut und beherbergt die Grablege der Herren von Westerstetten, welche im 15. Jahrhundert die Besitzer des Ortes waren und dort auch ein längst verschwundenes Schloss bewohnten. Das Glanzstück von Drackenstein, ein Hochaltar vermutlich der Ulmer Schule um 1480, wurde in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts veräußert. Größere Teile gelangten in das Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin, andere in das Württembergische Landes-museum Stuttgart.
Diese Auszüge aus der Oberamtsbeschreibung von 1842 belegen eine reichhaltige Geschichte des seit der großen Gemeindereform Anfang der 70- iger Jahre kleinsten Ortes in Nordwürttemberg. In der Tat war es daher ein lohnendes Ziel, sich bei dieser Reform erfolgreich für den Erhalt der Selbständigkeit des Albdorfes einzusetzen. Der 1972 gegründeten Gemeindeverwaltungsverbandes Oberes Filstal mit der (Stadt Wiesensteig und den Gemeinden Drackenstein, Gruibingen, Hohenstadt und Mühlhausen i.T.), behielten mit einer Bestandsgarantie des Landes Baden-Württemberg ihre Selbstständigkeit.
Den Autobahn-Erbauern in den 1930-iger Jahren war zur Überwindung der schwierigen topographischen Verhältnisse an der Albkante die Idee gekommen, die beiden Fahrtrichtungen zu trennen. Und so entstand zuerst der Albabstieg, während der Bau des Aufstiegs auf der Wiesensteiger Seite – durch den 2. Weltkrieg unterbrochen – erst 1957 fertiggestellt wurde.
Zwischen 1937 und 1957 wurde deshalb der gesamte Verkehr mit nur jeweils einer Fahrspur über den Drackensteiner Hang geleitet. Der Nasenfelstunnel beim Albabstieg ist der älteste und kürzeste Autobahntunnel Deutschlands mit einer Länge von 60 Metern.
Der Name Drackenstein geht möglicherweise auf eine Drachensage zurück.
In ihr ist die Rede von einem Drachen, der die Tochter des Kaisers von Marokko übers große Wasser entführt und im Drachenloch (eine Höhle, die beim Bau der Autobahn zugeschüttet wurde) gefangen gehalten haben soll. Ein Junker von Westerstetten habe die Prinzessin dort befreit, das Ungetüm umgebracht und dann mit ihr Hochzeit gefeiert.
In der Sage von der Hiltenburg (Bad Ditzenbach) soll ein Junger von Drackenstein um die verwöhnte Grafentochter geworben haben, wurde aber von der Dame die ein liederliches und ungeziemes Leben führte abgewiesen. Als Ihr Vater dies erfuhr verfluchte er seine Tochter, die seitdem in Vollmondnächte umherspukt.
1589 verkaufte Eitel Fritz von Westerstetten das Dorf und die Burg Drackenstein an den Freiherrn Kaspar Bernhard aus dem Haus Rechberg. Dieser veräußerte den Besitz noch im selben Jahr an den Grafen Rudolf von Helfenstein. Somit teilte der Ort die Geschicke der Herrschaft Wiesensteig, die nach dem Aussterben der Grafen von Helfenstein 1627 zu zwei Dritteln an das Kurfüstentum Bayern und zu einem Drittel an das Fürstentum Fürstenberg fiell. 1752 kam Kurbayern in den Gesamtbesitz der Herrschaft Wiesensteig. Dies blieb so bis zum Untergang des Heiligen Römischen Reichs.
Das Drackensteiner Wappen zeigt einen in Gold auf grünem Dreiberg feuerspeienden roten Drachen. Dieses redende Ortswappen wurde im Jahre 1959 voon der Archivdirektion in Stuttgart vorgeschlagen und zusammen mit der rot-gelben Flagge am 15. Dezember gleichen Jahres vom Innenministerium verliehen.
Eine Rarität stellt, was die Besitzverhältnisse anbelangt, die katholische Marienkapelle in Oberdrackenstein dar. Sie wird zwar von der Kirche verwaltet, steht jedoch auf Grund und Boden, der den „Bürgern von Drackenstein“ gehört. Dies lässt darauf schließen, dass es die Bewohner Mitte des 19. Jahrhunderts satt waren, immer zum Gottesdienst hinab nach Unterdrackenstein gehen zu müssen. Somit stellten sie wohl den Bauplatz zur Verfügung und errichteten 1853 diese Marienkapelle im neugotischen Stil.
In dem Tuffsteinfelsen unterhalb der Kirche befindet sich eine Grotte, eine zehn Meter hohe und etwa zehn Meter breite, natürliche Höhle, in deren Hintergrund 1889 der damalige Pfarrer Garb ein Marienbild aufgestellt hatte.
In dieser Grotte werden Mai- Andachten gefeiert. Die Höhle soll, so steht’s in einer alten Chronik, durch einen unterirdischen Gang sowohl mit dem Altar in der Kirche als auch mit dem ehemaligen Schloss in Verbindung gestanden sein. Er sei 1753 zugemauert worden.